Nov 3, 2009

CfP: Transitional Justice: Local Conflicts, Global Norms, Marburg

Zentrumstage
Zentrum für Konfliktforschung,
Philipps Universität Marburg
(24.-25.3.2010)


Call for Papers

Transitional
Justice – Local Conflicts, Global Norms

Transitional
Justice steht für Versuche, massive Menschenrechtsverle tzungen und Gewalttaten
aufzuarbeiten, um den Übergang zu einer nachhaltig friedlichen, meist
demokratischen Gesellschaftsordnun g zu ermöglichen. Das Besondere daran ist, dass
die Phase der transition eng mit dem Streben nach Gerechtigkeit, justice,
verknüpft, wobei letztere nicht nur im strafrechtlichen Sinn zu verstehen ist.

Transitional
Justice beruht auf der Annahme, dass der Übergang zu Frieden und Sicherheit
nach gewaltsamen Konflikten oder Diktaturen der Aufarbeitung von
Menschenrechtsverle tzungen und Kriegsverbrechen bedarf. Nur ein klarer Bruch
mit vergangenem Unrecht – so die Annahme – ermöglicht, zukünftige Verbrechen
vorzubeugen, Vertrauen in eine neue Regierung- und Staatsform zu generieren und
zur Aussöhnung zwischen den Konfliktparteien beizutragen. Ein entscheidendes
Merkmal von Transitional Justice ist, dass sie über eine Vielzahl von
Instrumenten verfügt, die entsprechend den Erfordernissen und Kontexten einer
Nachkriegsgesellsch aft kombiniert werden können. Ausschlaggebend für die
Auswahl ist nicht nur die Art und Weise der Kriegsbeendigung, sondern auch das
Ausmaß der Straftaten, die Dynamik der Gewalt, die Stabilität des Landes, die
Ressourcen der Gesellschaft und die politischen Kräfteverhältnisse zum
Zeitpunkt der Transition.

Aufgrund
seiner Neuartigkeit hat Transitional Justice in den letzen Jahren zu einem
wahren Boom an praktischen Aktivitäten und wissenschaftlichen Auseinandersetzunge n geführt. Vor diesem Hintergrund möchten wir vor allem den normativen Gehalt des Konzepts differenziert betrachten. Ziel der Konferenz ist demnach die kritische Auseinandersetzung mit Transitional Justice Prozessen, insbesondere der Globalisierung eines westlich-geprä gten Konstrukts von Gerechtigkeit in Verbindung mit Friedenskonsolidier ung in Nachkriegsgesellsch aften, sowie den lokalen Besonderheiten nicht-westlicher Länder.

Wir fragen unter anderem:

Welche/wessen
Gerechtigkeit für wen?
Wohin soll die
Transition führen?
Erfüllt das globale
Konzept von Transitional Justice lokale Bedürfnisse?
Welche Diskurse
bestimmen die Schaffung von Transitional Justice Mechanismen in bestimmten
Kontexten?
Welche Auswirkungen hat
Transitional Justice auf Gender-Beziehungen?
Ist es notwendig und
sinnvoll, das Konzept Transitional Justice von zivilen und bürgerlichen auf
wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte auszudehnen?

Da ein Ziel
der Konferenz die Erweiterung des oftmals auf institutionelle und legalistische
Aspekte beschränkten Verständnisses von Transitional Justice um Gesichtspunkte
des sozialen Wandels und der Repräsentation ist, laden wir proposals ein,
die sich kritisch mit dem normativen Gehalt und der gesellschaftlichen Wirkung
von Tribunalen, Wahrheitskommission en, Gedenkstätten und Museen, Entschuldigung
und Vergebung, Wiedergutmachung, Versöhnung, Geschichtsschreibun g und
traditionelle Gerechtigkeit beschäftigen.

Das Zentrum
für Konfliktforschung der Philipps-Universitä t Marburg lädt interessierte
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinne n ein, ein Abstract zu diesen
Themenbereichen einzureichen. Die Zentrumstage werden vom 24.-25- März
2010 in Marburg stattfinden. Vorträge für die Sektionen werden nach Einsicht
der Abstracts (500 Wörter) vergeben, die beim Zentrum für Konfliktforschung
bis zum 31.12.2009 eingesandt werden können
(transitional- justice@staff. uni-marburg. de).

Prof. Susanne Buckley-Zistel

Zentrum für Konfliktforschung

Philipps-Universitä t Marburg

Ketzerbach 11

32035 Marburg


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