May 25, 2007

Project: Agrarismus in Ostmitteleuropa 1880 - 1950 (in German)

Europa Universität Viadrina, Forschungsstelle für Wirtschafts- und
Sozialgeschichte Ostmitteleuropas, Frankfurt (Oder)

Seit dem 1. Mai 2007 fördert die VolkswagenStiftung ein Forschungsprojekt, das den Agrarismus im ostmitteleuropä ischen Geschichtsraum untersucht. Der Agrarismus wird hier als eine Ideologie verstanden, die die Landwirtschaft als die entscheidende Produktionssphä re und die Dorfgemeinschaft als die Zelle der gesellschaftlichen und staatlichen Struktur ansieht. Sie konnte sich in den Agrargesellschaften des östlichen Europas dauerhaft und nachhaltig entfalten und prägte sowohl die Wirtschaftskultur als auch die Ideologien und die politischen Strömungen der Region in besonderem Maße.

Der Agrarismus in Ostmitteleuropa entwickelte sich aus den verspäteten und gebrochenen Modernisierungsproz essen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Die Auseinandersetzunge n um den Marktzugang prägten den Agrarismus dort, wo kapitalistische Verhältnisse schon entwickelt waren, wie in den böhmischen Ländern, im preußischen Polen und in Ungarn. In den kaum industrialisierten Gesellschaften im Osten der Großregion orientierten sich die Bewegungen eher an der Bewahrung der marktfernen bäuerlichen Familienwirtschaft und der traditionellen Dorfgemeinschaften. Während der Zwischenkriegszeit erlebte der Agrarismus den Höhepunkt seiner Entwicklung mit dem Einzug verschiedener Bauernparteien in Regierungen und Parlamente. Sein Niedergang setzte ein, als sich die Bauern nach der Weltwirtschaftskris e rechtsautoritä ren Ideologien zuwandten. Die endgültige Entmachtung der Bauernparteien erfolgte im Zusammenhang mit der sozialistischen Transformation und der Einführung des sowjetischen Modells stalinistischer Industrialisierung, die die Kollektivierung der Landwirtschaft zur Folge hatte.

Das Forschungsprojekt will Politik, Ideologie und Kultur des Agrarismus untersuchen und versucht zum ersten Mal in der europäischen Historiographie eine systematische und transnationale Analyse. Das Ziel sind monographische Studien, für deren Ausarbeitung bzw. Betreuung erstrangige ostmitteleuropä ische Forscher gewonnen wurden, wie András Vári (Miskolc), Miroslav Hroch (Prag), Wlodzimierz Medrzecki (Warschau) und Bogdan Murgescu (Bukarest). Als Betreuer weiterer Studien ostmitteleuropä ischer Forscher wirken Keith Hitchins (Illinois) und Klaus Roth (München). Zwei weitere Monographien werden von Nigel Swain (Liverpool) zum Ende des Agrarismus im Zuge der sozialistischen Transformation und Angela Harre (Frankfurt/Oder) zur Ideologiegeschichte des Agrarismus verfasst. Eine Konferenz wird
voraussichtlich im Juli 2009 die Ergebnisse in den Kontext der internationalen Forschung stellen.

Das Forschungsprojekt wird an der Forschungsstelle für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ostmitteleuropas durchgeführt, die am Lehrstuhl für Vergleichende Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Europa-Universitä t Viadrina in Frankfurt (Oder) angesiedelt ist.

Projektleiter sind Prof. em. Helga Schultz, Dr. Uwe Müller (Koordinator der Forschungsstelle für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ostmitteleuropas) und Dr. András Vári (Univ.-Doz. am Lehrstuhl für Universalgeschichte der Universität Miskolc). Mehr Informationen finden Sie auf der Homepage des Projektes

http://www.kuwi. euv-frankfurt- o.de/de/lehrstuh l/kg/wisogeschi/ forschungsstelle /agrarismus/ index.html
Bei weiteren Fragen steht Ihnen die Koordinatorin des Projektes Angela Harre
(harre@euv-frankfurt -o.de) gern zur Verfügung.

Angela Harre
PF 1786
15207 Frankfurt (Oder)
0335-55 34 22 94

harre@euv-frankfurt -o.de

[sursa balkans]

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